Was macht eigentlich …?

Luisa „Lulu“ Wiewgorra
(22.02.2022)

In der Reihe „Was macht eigentlich …?“ stellen wir Euch in unregelmäßiger Regelmäßigkeit ehemalige Spielerinnen unserer Abteilung vor und berichten, was sie heute machen und wohin es sie verschlagen hat. Dieses Mal geht es um Luisa „Lulu“ Wiewgorra.

Luisa war in der Saison 2015/2016 sowie 2016/2017 Stütze unserer 1. Damenmannschaft in der Brandburgliga und Teil der „goldenen“ U20-Mannschaft, die 2017 den ersten Jugend-Landesmeistertitel für unsere Volleyballabteilung erringen und mit dem Vize-Meistertitel bei den Nordostdeutschen Meisterschaften auch die erste Teilnahme an den Deutschen Meisterschaft sichern konnte. 2016 und 2017 gehörte sie auch jeweils zu unserer erfolgreichen Delegation bei den United World Games in Klagenfurt und ihre sportliche Karriere wurde gekrönt mit dem Titelgewinn der U19 im Jahr 2016.

Mittlerweile arbeitet Luisa als erfolgreiche Journalistin und Reporterin in den USA und sie ist schon jetzt als eine der Besten in ihrer Branche anerkannt. Bei einem regionalen TV-Sender hat sie mittlerweile eine Schlüsselposition inne und sie berichtet dort über komplexe und häufig tiefgründige Themen und Storys.

Wir hatten Gelegenheit mit ihr zu sprechen:

Hallo Luisa, wie geht es Dir, wo bist Du gerade?

Danke, mir geht es sehr gut. Ich bin aktuell in Lansing, der Hauptstadt des US-Bundestaates Michigan im Norden der USA, nicht unweit von Detroit und der Grenze zu Kanada.

Wow! Das ist dann doch sehr weit weg von der Heimat! Wie kommt es?

Ja, das stimmt. Ich wohne tatsächlich hier in Lansing und arbeite zurzeit als Multimedia-Journalistin für den regionalen Fernsehsender „Fox 47 News“.

Ich erinnere mich. Du bist 2017 nach dem Abitur mit einem Volleyball-Stipendium in die USA gegangen und nun offensichtlich dort geblieben. Erzähl, wie ist es Dir seitdem ergangen?

Nun ja, nach dem Saisonende in der Brandenburgliga und nach den United World Games 2017 sowie dem Abitur in der Tasche hatte ich den Wunsch „das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden“, also quasi das Sportliche mit dem Studium. Bereits seit meiner Zeit und meiner Arbeit bei „89.2 Radio Potsdam“ - als ich u.a. die Jugendradiosendung "Unerhört" mitmoderieren durfte - hatte ich den Wunsch Journalismus zu studieren. Ich hatte dann das Glück, dass ich nach meinem Abitur ein Volleyball-Stipendium an der Madonna University in Livonia, Michigan bekommen habe.

Ich hatte mich damals extrem darauf gefreut, in der USA Volleyball zu spielen, weil ich noch nie so konstant und viel Training hatte und gespannt darauf war, inwiefern ich mich verbessern würde.

Wir hatten dort jede Woche ungefähr viermal Training, zwei Spiele und zusätzliche Krafteinheiten und das war definitiv eine Herausforderung, vor allem der mentale Druck dabei. Ich glaube, ihr kennt mich noch als eher zurückhaltende Person - ich glaube auch nicht, dass ich mich extrem verändert habe - weshalb es mir auch schwergefallen ist, im neuen Team auf dem Feld wirklich laut zu sein. Vor allem als ich mich am Anfang beim Englisch sprechen sehr unwohl gefühlt habe und auch nicht bei dem schnellen Sprechen der Amerikaner/innen mitgekommen bin.

Die Volleyballzeit hat mir auf jeden Fall geholfen, selbstbewusster zu werden und es war eine tolle Erfahrung, zu Turnieren in anderen Bundesstaaten, wie z. B. Florida, zu fahren.

Mein Studium hier war sehr praktisch, wodurch ich schon während meiner Unizeit viele Artikel geschrieben habe und sogar mehrere Folgen einer Fernsehsendung produzieren durfte. Im Mai 2021 habe ich dann meinen Bachelorabschluss in Journalismus & PR und im Nebenfach Broadcast and Cinema Arts geschafft. Im Anschluss habe ich bei einer Videoproduktionsfirma in Detroit gearbeitet, bei welcher wir sehr große Events, wie zum Beispiel den „Detroit Homecoming“ und Opern in Detroit gefilmt haben
.

Ich arbeite seitdem nebenbei auch als Freelance photographer und videographer und habe schon auf Hochzeiten gefilmt und Werbespots gedreht. Nun arbeite ich als Multimedia-Journalistin bei dem Sender FOX 47 News – das ist genau das, was ich schon immer machen wollte.

Da hattest Du in den letzten Jahren eine sehr bewegte Zeit. Was sind für Dich die schönsten Erlebnisse gewesen?

Mein Uniabschluss war wirklich eines der besten Erlebnisse, weil ich noch nie so stolz auf mich war. Alle meine Arbeit hatte sich ausgezahlt und den Moment dann mit vielen Menschen, die mir wichtig sind, zu verbringen, war echt toll. Leider konnte meine Familie wegen der Corona Pandemie nicht kommen.

Ansonsten bin ich viel vereist, zum Beispiel habe ich einen Roadtrip durch mehrere Nationalparks an der Westküste der USA unternommen. Seitdem ich als Multimedia-Journalist arbeite, mache ich nun das, worauf ich immer hingearbeitet habe.

Es fühlt sich toll an, jeden Tag ein Produkt bzw. die Story am Ende des Tages zu sehen. Ich denke, dass das der richtige Job für mich ist und mich wirklich erfüllt, weil ich das Gefühl habe, etwas Gutes zu tun.

Ich habe zum Beispiel darüber berichtet, dass Familien mit geringem Einkommen Schwierigkeiten haben, die Wasserkosten zu bezahlen. Auch der Bericht über einen Hausbrand und das damit verbundene Schicksal eines älteren Paares sind mir in Erinnerung geblieben. Der Bericht erhielt soviel Ausmerksamkeit, dass dem älteren Paar mit Spenden geholfen werden konnte. Eine weitere Story, die mich wirklich bewegt hat, war über eine Mutter, die ihren Sohn an Magersucht verloren hat. Damit konnte ich darauf aufmerksam machen, dass auch Jungen und Männer sehr häufig an Essstörungen erkranken und dass das Buch, welches die Mutter über ihre Erfahrungen geschrieben hat, wirklich anderen Menschen weiterhelfen könnte.

Gab es auch etwas, was nicht so schön war?

Ich glaube, von außen kann vieles immer sehr leicht aussehen und das war meine Zeit in den USA definitiv nicht immer. Ich habe mich besonders am Anfang oft alleine gefühlt und mir kamen die erst zwei, drei Monate wie eine Ewigkeit vor, in der ich das Gefühl hatte, nicht so schnell Freundschaften zu knüpfen, wie ich es gerne gehabt hätte. Wenn Dinge nicht so gelaufen sind, wie sie sollten, ist es manchmal auch schwierig gewesen, weiterhin an mich selbst zu glauben.

Ich denke und hoffe, dass mein Weg andere inspirieren kann, wirklich Dinge zu wagen, die sie ihrem Traum näherbringen könnten. Ich wollte einen anderen Weg gehen, als Journalismus-Studenten in Deutschland, um nach meinem Studium bessere Jobchancen zu haben. Letztendlich hat mir genau das geholfen, schon mit 23 Jahren meinen Traumjob zu bekommen.

Mir hat sogar mal ein Regisseur in Deutschland gesagt, dass „daraus nichts wird, wenn man so einen Traum (Nachrichtensprecher/Reporter zu werden) hat“. Natürlich hat sich der Satz bei mir eingebrannt, auch wenn ich mir gar nicht so sicher bin, was das überhaupt bedeuten soll. Ich denke jedenfalls, dass man große Träume haben kann und dass man die auch erreicht, wenn man an sich glaubt und auch hart dafür arbeitet.

Eben wie im Sport auch - eine Parallele. Denn mir war auch damals durchaus bewusst, dass ich nicht als die Top-Volleyballerin in die USA gegangen bin. Aber ohne dieses Risiko hätte ich das Studium nicht finanzieren können. Und ich habe dann immerhin innerhalb eines Jahres meine Sprungkraft um über zehn Zentimeter verbessert, habe alles gegeben und habe es trotzdem geschafft mich sportlich zu behaupten. Auch wenn ich nicht sehr viel Spielzeit bekommen habe - diese Zeit hat sich gelohnt.

Hast Du manchmal Heimweh?

Manchmal schon. Ich versuche nicht allzu viel darüber nachzudenken, welche Ereignisse ich mit der Familie verpasse. Vor allem wenn etwas nicht so gut läuft, vermisse ich meine Familie und Freunde in Deutschland. Am Anfang bin ich zweimal im Jahr nach Deutschland gekommen, was leider durch Corona und meine Jobs nicht wirklich möglich war und ist. Und nach einem Jahr von zu Hause weg, wird es immer etwas schwieriger.

Erzähl uns doch etwas über deine Arbeit als Mulimedia-Journalistin. Was genau machst Du?

Als Mutlimedia Journalistin arbeite ich jede Woche an mindestens vier Stories, also fast einer Story pro Tag, die dann am Abend in den Nachrichten ausgestrahlt wird. Das heißt, ich berichte jeden Tag über unterschiedliche Themen, für die ich viele Experten und Menschen in der Community befrage, Videomaterial produziere, zusammenschneide und dann jeden Abend in den Nachrichten präsentiere. Manchmal arbeite ich auch als Morning reporter, weshalb ich dann auch die Nachrichten und “top headlines” am Morgen einspreche.

Wie sind Deine weiteren Pläne, welche Wünsche und Ziele hast Du für die nächste Zeit?

Ich wünsche mir, erst einmal weiter hier arbeiten zu können und weiter zu wachsen. Ich fühle mich hier sehr wohl und möchte noch mehr Erfahrungen sammeln. Naja und in der Zukunft sehe ich mich eines Tages durchaus auch wieder in Deutschland.

Es ist schön mit Dir gesprochen zu haben. Vielen Dank. Wir wünschen Dir alles Gute und viel Erfolg auf Deinem weiteren Weg!

Und wer mal einen näheren Eindruck von Luisa´s Arbeit als Journalistin in den USA bekommen möchte, hier einige Beispiele – watch this:

https://www.fox47news.com/news/local-news/actually-i-hated-running-ultramarathoner-goes-from-zero-to-100-miles-in-two-years 

https://www.fox47news.com/neighborhoods/east-lansing-okemos/local-theaters-struggle-with-early-movie-releases-on-streaming-services 

https://www.fox47news.com/neighborhoods/east-lansing-okemos/dying-to-be-perfect-mom-shares-sons-battle-with-anorexia-to-help-debunk-stereotypes

https://www.fox47news.com/michigan-state-police-traffic-stops-race-black-disproportionate-study 

https://www.fox47news.com/entertainment/shows/the-morning-blend/fox47-news-luisa-wiewgorra-1-31-22